Presse

Vorarlberger Nachrichten, März 2007

Mit einem Traum von Blödelei

Vorarlberger Volkstheater hat gestern Abend einen starken Start hingelegt.

Götzis (VN) - Gut, dass es bei Theaterpremieren dann doch nicht so hoch hergeht wie gelegentlich bei einem Junggesellenabschied. Götzis hätte sich gestern Nacht ansonsten im Ausnahmezustand befunden, galt es doch den Start eines Unternehmens zu feiern, das vor allem ein Ziel hat - nämlich die Leute zum Lachen zu bringen. Und auch ohne Pegelmessungen darf festgehalten werden, dass es das Team des neuen, privat finanzierten Vorarlberger Volkstheaters diesbezüglich absolut nicht billig gab.

Ass ausgespielt - Stefan Vögel, bekannter Kabarettist, Schauspieler und (in erster Linie an deutschen Komödienhäusern) gefeierter Autor, wollte wohl schon zu Beginn seiner Karriere als Theaterleiter ein Ass ausspielen und ließ mit "Ein Traum von Hochzeit" des Briten Robin Hawdon einen - bleiben wir beim Stücktitel - Traum von Blödelei in Vorarlberger Mundart einstudieren. Er hat für sein Vorhaben (wohl auch gut beraten von der Schauspielerin Yasmin Ritter) auf das richtige Stück gesetzt. "Ein Traum von Hochzeit" offenbart das für derlei Boulevardkomödien übliche Strickmuster. Eine oder eben mehrere Personen versuchen sich durch rasch entwickelte (Not-)Lügen aus jener verzwickten Situation zu befreien, in die man im normalen Alltag erst gar nicht geraten kann. Oder sind etwas schon viele Männer am Morgen ihres Hochzeitstages im Bett einer fremden Frau aufgewacht? Den skurrilen Einstieg verwertet Hawdon als exzellenten Stimmungsmacher und es liegt in der Folge an der Regie und an den Schauspielern, jene Pointen, die nie mehr jenes Hoch erreichen können wie die allererste dennoch zu Treffern zu machen. Und siehe da, die Sache gelingt. Regisseur Hartmut Hofer weiß, wie man Figuren antreibt, dass es ihnen gelingt, den platten Klamauk zu überspielen und er weiß, wie man sie anhält, damit die Sache dann doch zu Herzen geht.

Mit Augenzwinkern - Keine Frage, der erfahrene Philippe Roussel (als fehlgeleiteter Bräutigam) und Stefan Vögel (als deshalb stark geforderter Trauzeuge) liefern sich da ein Duell um die stärkste Bühnenpräsenz. Doch nicht nur die großen Momente überzeugen, auch die ganz kleinen Szenen zählen. So verleiht Stefan Vögel etwa als widerlicher Grapsch-Macho der Komödie ordentlich Tiefgang oder bekundet Philippe Roussel neu verliebt sein durchaus nachvollziehbares Gefühlschaos.

Und auch die Damen machen klar, dass sie nicht mit jeglicher Naivität einverstanden sind, mit der sie Komödienautoren gerne zeichnen. Am deutlichsten tritt das natürlich bei Yasmin Ritter zu Tage. Den eigenen Kopf verstehen Carmen Franceschini und Dagmar Rohm aber durchaus durchzusetzen. Wo kämen wir da hin, wenn alle nur Rollenklischees zu bedienen haben wie Brigitte Beck als Mutter. Allerdings versteht es auch sie, ein Augenzwinkern anzufügen. Und dieses besteht letztendlich souverän über der ganzen, von Sabina Keller mit witzigen Ideen ausgestatteten Produktion, der wohl eine lange Laufzeit beschert sein dürfte. Denn dieser "Traum von Hochzeit" kommt im neuen Volkstheater in Götzis als lockerer Traum von Blödelei daher, die Szenen enthält, die sich dann ganz schön festkrallen. So soll es sein. Und so hat es dem Premierenpublikum enormen Spaß gemacht.

Dumm gelaufen, wenn man am Morgen vor der Hochzeit schon so aussieht und die Dame neben sich nicht kennt...