Presse

Vorarlberger Tageszeitung, 10.03.2007

Heiraten ist (k)ein Traum

Im neu eingerichteten Vereinshaus Götzis öffnete das Vorarlberger Volkstheater "vovo" am Donnerstag seine Pforten. Die Premiere von "Ein Traum von Hochzeit" war ein großer Erfolg. Das Publikum war begeistert.
 
Von Anna Mika - Jede größere deutsche Stadt hat es, hier in Vorarlberg mit seiner überwiegend mittelständischen Bevölkerung hat es echt gefehlt: ein Boulevardtheater, das flotte Stücke auf professionellem Niveau bietet. Stefan Vögel ist durch mehrere Kabarettprogramme wie "Schaffa schaffa, Hüsle baua" im Ländle bestens bekannt und in Deutschland als Komödienautor höchst erfolgreich. Zusammen mit Hartmut Hofer und Hannes Jochum hat er nun dem Ländle ebenfalls ein Boulevardtheater geschenkt. Eine echte Marktlücke wurde da geschlossen, das zeigte nach dem wirtschaftlichen Erfolg nun auch die Premiere.

Vorarlberger Dialekt - Die Komödie "Perfect Wedding" des englischen Autors Robin Hawdon hatte Stefan Vögel dafür in den Vorarlberger Dialekt übertragen. Es ist ein Stück mit all den Ingredienzien des Lustspiels wie Verwechslung, Kleidertausch, das Spiel mit diversen Türen bis hin zu rasanten Verfolgungsjagden. Gefühle, familiärer wie freundschaftlicher Art bis hin zur ganz großen Liebe kommen dabei nicht zu kurz und werden - ein ganz großes Plus der Aufführung - sehr natürlich und meist nachvollziehbar dargestellt. Dass das Ganze am Morgen einer Hochzeit in einer höchst kompromittierenden Situation für den Bräutigam beginnt, sei verraten. Mehr aber nicht, es soll ja für die Vielen, die bis zum 23. April noch die Produktion sehen werden, spannend bleiben.

Tugend der Ehrlichkeit - Der Schweizer Fernsehstar Philippe Roussel und Stefan Vögel selbst verkörpern das Freundespaar Klaus und Max, das im Mittelpunkt steht. Der erste ist eben ein Softie, der zweite mit gehörigem Temperament bis hin zu furchterregenden Wutausbrüchen ausgestattet. Und beide haben die Tugend der Ehrlichkeit nicht gerade kultiviert. Umso mehr das Zimmermädchen Anja, das sich berufen fühlt, die Wahrheit zu sagen. Sie wird erfrischend natürlich von Yasmin Ritter gegeben. Die "Unbekannte", dargestellt von der aparten Dagmar Rohm, ist in ihren Gefühlswirren scheu. Dafür ist die Braut, gespielt von der attraktiven Carmen Franceschini, so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen, wird aber umkreist von der naturgemäß aufgeregten Brautmutter, dargestellt von Brigitte Beck. Insgesamt ist dies ein Ensemble, das in der rasanten Regie von Hartmut Hofer, mit den schönen Kostümen von Kerstin Köck und im gut funktionierenden Bühnenbild von Reinhard Mathis atemberaubend agiert und die Lachmuskeln bis zur Erschöpfung strapaziert. Eine Aufführung also, die aufregender ist als Kino und tausendmal besser als Fernsehen.

Wenn die Liebeswirren vor der Hochzeit allzu sehr ausarten, führt das mit Sicherheit zu Konflikten.